Hochheim baut Sprachbarrieren ab - Schulung für Mitarbeiter in „Verständlicher Verwaltungssprache“ und „Leichter Sprache“

Dass eine Treppe einen Rollstuhlfahrer daran hindern kann in ein Gebäude zu gelangen, ist längst jedem klar. Aber dass Sprache viele Menschen von Informationen ausschließen kann und damit die Möglichkeit einer gleichberechtigten Teilnahme am öffentlichen Leben verhindert, noch lange nicht.

Recherchen haben ergeben, dass rund jeder siebte Mensch in Deutschland Schwierigkeiten hat, Texte, die zum Alltagsleben dazugehören, zu verstehen. Oft ist gerade das Behördendeutsch für viele unverständlich.

Für die Modellkommune Inklusion Hochheim bedeutet die Abschaffung von Barrieren deshalb auch, Sprachbarrieren abzubauen, um möglichst vielen Bürgern den Zugang zu Informationen der Stadt zu ermöglichen und Schreiben an die Bürger verständlicher zu gestalten. Schreiben einer Behörde vermitteln Informationen. Sie müssen fachlich genau sein und rechtliche Aspekte richtig wiedergeben. Wie kann man Schreiben trotz dieser Anforderungen verständlicher für alle gestalten?

Das zeigte in einer ersten Schulung Annette Flegel, vom Übersetzungsbüro für „Leichte Sprache“ der Lebenshilfe Main-Taunus, den Verwaltungsmitarbeitern der Stadt Hochheim am Main sehr anschaulich. Auch schwierige Inhalte sind verständlicher auszudrücken, wenn man Regeln beachtet. Von den mehr als 50 Regeln hob sie vor allem sieben hervor, die für jeden sehr schnell anwendbar sind:

Kurze Sätze, keine Fremdwörter und Abkürzungen benützen. Lange Wörter trennen. Abstrakte Inhalte erklären. Lange Zusammensetzungen durch Bindestrich trennen. Bilder danebenstellen.

Geübt wurde an einem Schreiben des Landeswohlfahrtsverbandes, in dem dieser eine Prüfung der Eingliederungshilfe angeordnet hatte. Dem Empfänger sollte mittels einfacher Sätze und Worte der Inhalt des Schreibens verständlicher gemacht werden. Das im Workshop gelernte soll weiter vertieft werden und in der Verwaltung umgesetzt werden. Verständliche Verwaltungssprache unterscheidet sich vom typischen Amtsdeutsch vor allem durch einfache Struktur, klare Worte und kurze Sätze.

Dort, wo es nötig ist, sollen die Texte auch in „Leichter Sprache“ zur Verfügung stehen. „Leichte Sprache“ ist eine besonders verständliche schriftliche Ausdrucksform, die auch von Menschen verstanden wird, die aus verschiedenen Gründen schlecht lesen und verstehen können. Davon profitieren nicht nur Menschen mit Lern- oder Leseschwierigkeiten, sondern auch Menschen deren Muttersprache nicht Deutsch ist und Menschen mit Demenz. Gehörlose und Gehörgeschädigte verstehen „normale“ Schriftsprache oft nicht so gut. Denn der Spracherwerb geht bei Kindern zunächst über das Hören. Auch für sie ist „Leichte Sprache“ hilfreich.